Mit Kernrezeptoren zum Erfolg

Das Bild zeigt das Firmengebäude von Phenex.

Das Biotech-Unternehmen Phenex Pharmaceuticals AG in Heidelberg. (Quelle: Phenex Pharmaceuticals AG)

Erstes Risikokapitalinvestment und Investitionen in eigene Projekte  

Mehr als zwei Jahre nach Gründung der Firma, erhielt Phenex dann Mitte 2005 eine erste Risikokapitalfinanzierung verbunden mit einer signifikanten BMBF-Förderung für die Weiterentwicklung des FXR-Projekts, so dass wir endlich auch mit der Forschung an eigenen Programmen beginnen konnten.

Das Geld wurde zwischen 2005-2008 hauptsächlich in unser FXR-Projekt investiert.  Der namensgebende Farnesoid X Receptor ist ein in der Leber und im gastrointestinalen Bereich exprimierter Kernrezeptor, an den Gallensäuren binden. Er stellt eine Art
„Gallensäure-Überlastungsschalter“ dar, der physiologisch ein komplexes Programm steuert, um die Leber und den gastrointestinalen Bereich vor zu hohen toxischen Gallensäurekonzentrationen zu bewahren, aber auch um jeglichen anderen, wie beispielsweise metabolischen Stress von der Leber fern zu halten.  Auf Basis von bereits bei Gründung vorhandenen ersten Leitstrukturen haben wir dann in dieser Zeit die Moleküle pharmakologisch insoweit verbessert, bis Anfang 2008 ein erstes Kandidatenmolekül vorlag, das für die weitere präklinische Entwicklung geeignet erschien.

Nach Verhandlungen mit diversen Investoren konnten wir Mitte 2008 eine weitere Finanzierungsrunde abschließen, die 2010 im gleichen Investorenkreis nochmals ergänzt wurde. Im Nachhinein hatten wir damals ein glückliches Händchen, dass wir uns gegen das durchaus auch  angebotene, große ausländische Investorengeld entschieden hatten, sondern vielmehr auf eine Mischung aus kleineren deutschen Risikokapitalfonds und Privatinvestoren gesetzt hatten, die uns zusammen bis heute die Treue hielten.

Auf jeden Fall konnte die Gesellschaft mit den zusätzlichen Mitteln ab 2008 dann neben FXR ein zweites F&E-Programm auf dem RORg-Rezeptor mit Fokus auf Autoimmunerkrankungen aufbauen. So hatten wir dann zwei F&E-Projekte im Portfolio, die wir fortan parallel entwickelten und die wir bis 2012 auf ein Niveau heben konnten, auf dem eine Vermarktung an ein Pharmaunternehmen sinnvoll erschien.

Zeit der Ernte

Jeder von uns kennt das Gefühl, mit und gegen den Wind Fahrrad zu fahren und ein wenig ist es auch so in der Vermarktung von F&E-Projekten. Mit Rückenwind fährt es sich leichter und so war es bei der Lizensierung des RORg-Projektes. Der Rezeptor war durch hochrangige wissenschaftliche Veröffentlichungen und klinische Daten von therapeutischen Antikörpern, die zumindest den Signalweg, wenn auch nicht das Ziel selbst validiert hatten, ohne unser großes Zutun nach 2010 mit einem Male in aller Munde, sprich in den Büchern des Business Development der großen Pharmaunternehmen.

Da in dieser Zeit auch die ersten Stoffschutzpatente von uns veröffentlicht wurden, war Phenex ein begehrter Gesprächspartner geworden und nach einigen Monaten Verhandlungen war dann für uns das erste Mal Erntezeit. Ende 2012 konnte das RORg-Programm für Forschungszahlungen von bis zu 135 Mio. US Dollar sowie zzgl. möglicher Umsatzbeteiligung an Janssen Pharmaceuticals (die Gesundheitssparte von Johnson&Johnson) lizensiert werden.

Und das Glück des Tüchtigen blieb uns weiterhin gewogen.  Obwohl das FXR-Projekt in den 10 Jahren, in denen Phenex an dem Programm gearbeitet und festgehalten hatte, nie vergleichbar in den Fokus der Pharmaindustrie gerückt war wie das bei RORg der Fall war, änderte sich dies schlagartig, als Anfang 2014 unser einziger F&E-Konkurrent bezüglich dieses Rezeptors (Intercept Pharmaceuticals) die Ergebnisse Ihrer Phase II-Studie in Patienten mit entzündeter Fettleber bekannt gab, die den Börsenwert dieser Firma in den Tagen danach auf unglaubliche 9 Mrd. US Dollar explodieren ließen. Warum dieser Hype? 

Unerwarteter Rückenwind

Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck und zu hohe Lipide kennt ein jeder von uns als Ausprägungen des sogenannten Metabolischen Syndroms. Was nahezu unbekannt ist, dass auch die Leber Teil des Metabolischen Syndroms sein kann. Zu starke Lipidbelastung führt bei bestimmten Patienten zur Verfettung und anschließender Entzündung der Leber (sog. NASH für Nichtalkoholische Steatohepatitis). Unbehandelt entwickelt sich diese Entzündung weiter zur Leberzirrhose und Leberkrebs mit entsprechender Mortalität. Schätzungen zufolge wird die Anzahl der metabolisch induzierten Zirrhosen die der alkoholinduzierten Zirrhosen bald übersteigen. Nachdem bisher die wenigen klinischen Testungen von Substanzen in dieser Indikation recht kläglich gescheitert waren, konnte die Firma Intercept ihre Studie nach dem Einschluss der Hälfte der Patienten bereits aufgrund fulminanter Wirksamkeit abbrechen – FXR war über Nacht damit das Target für die Pharmaindustrie für einen zukünftig sehr verlockenden Markt geworden.

Und wir nutzten diesen unerwarteten Rückenwind von Intercept aus. Nach kompetitiven Verhandlungen mit Interessenten schloss die Gesellschaft im Dezember 2014 einen Verkaufs- und Kooperations-Vertrag mit Gilead, dem weltweiten Marktführer im Bereich der Behandlung von Lebererkrankungen, für Zahlungen von bis zu 470 Millionen US Dollar ab.

Anders als bei anderen Geschichten von erfolgreichen Biotech-Unternehmen ist unser Weg damit nicht zu Ende, da wir mit einem Teil der erwirtschafteten finanziellen Mitteln auch zukünftig in neue interessante Projekte investieren werden, um weitere Erfolgsgeschichten „Made in Germany“ voranzutreiben.

 

Steckbrief Phenex Pharmaceuticals AG

Die Phenex Pharmaceuticals AG ist ein privat finanziertes Biotech-Unternehmen mit Büros und Labors in Heidelberg und Sitz in Ludwigshafen a. Rhein.  Wir beschäftigen uns mit der Forschung- und Entwicklung von Arzneimittelkandidaten für die Therapie von Leber-, gastrointestinalen und Autoimmunerkrankungen. Die derzeit 20 Mitarbeiter designen und testen neue niedermolekulare Wirkstoffe. Für die konkrete chemische Synthese von Wirkstoffen sowie die pharmakologische Austestung von Substanzen arbeiten wir mit einem weltweiten Netz von Partnerfirmen zusammen.

 

Referenzen:
Abel U., Schlüter T., Schulz A., Hambruch E., Steeneck C., Horn-berger M., Hoffmann T., Perović-Ottstadt S., Kinzel O., Burnet M., Deuschle U., Kremoser C. (2010). Synthesis and pharmacolo-gical validation of a novel series of non-steroidal FXR agonists. Bioorg Med Chem Lett. 15;20(16):4911-7.
Kremoser C., Albers M., Burrris T.P., Deusche U., Koegl M. (2007). Panning for SNuRMs: using cofactor profiling for the rational discovery of selective nuclear receptor modulators. Drug Discov Today. 2007 Oct;12(19-20):860-9.

 

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Kontakt

Thomas Hoffmann
Phenex Pharmaceuticals AG
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