Der Bioinformatiker Fabian Theis hat ein Video mit dem bekannten YouTuber Cedric Engels gedreht. Im Interview erklärt er, warum er das spannend fand und was er daraus gelernt hat.

gesundhyte.de: Herr Professor Theis, was hat Sie an der Zusammenarbeit mit YouTuber Doktor Whatson gereizt?

Prof. Dr. Dr. Fabian Theis: Ich halte moderne Formen der Wissenschaftskommunikation für sehr wichtig. Es ist eine unserer Aufgaben als Forschende, der Gesellschaft zu erklären, warum es sinnvoll ist, so viel Geld in uns zu investieren. Wenn man ein jüngeres Publikum erreichen will, dann ist YouTube ein cooles Medium. Ich schaue selber viele YouTube-Videos. Und es ist endlich mal ein Kanal, den auch meine Kinder nutzen. Sie sind ganz interessiert, wenn ich beim Mittagstisch oder beim Abendessen von meiner Arbeit berichte. Aber als ich erzählt habe, dass ich mit einem YouTuber gesprochen habe, haben sie gleich nachgeguckt und gesagt: „Wow, der hat über 200.000 Follower“. Da konnte ich mal wirklich Eindruck machen.

Haben Sie daraus auch etwas für Ihre Arbeit mitgenommen?

Als Forschende müssen wir die Dinge einfach erklären, ohne das Wesentliche zu verlieren. Je häufiger man das macht, desto besser wird man. Der YouTuber hat meine Sätze häufig noch einmal in einfachen Worten wiederholt. Diese Wiederholung hilft beim Verständnis sehr. Das setze ich auch in der Lehre ein. Außerdem fand ich spannend zu sehen, welches unserer Projekte für YouTube ausgewählt wurde. Nicht alles ist für die Öffentlichkeit interessant. Grundlagenforschung kann man häufig nicht so gut kommunizieren wie Forschung mit konkreter Anwendung.

Das Video zum Projekt:

Nutzen Sie selber Social Media für Ihre Kommunikation?

Ich habe einen Twitter-Account mit mehr als 9.000 Followern. Das ist natürlich auch eine Anerkennung für unsere Arbeit und auf diesem Weg erfahre ich von neuen Veröffentlichungen und diskutiere mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf der ganzen Welt. Ich halte es für wichtig, dass wir über unsere Ergebnisse sprechen. Ich empfehle auch allen in meiner Arbeitsgruppe, auf Twitter oder anderen Kanälen aktiv zu sein.

Ihre Forschungsthemen sind ziemlich komplex. Finden Sie es schwierig, Ihre Arbeit für ein allgemeines Publikum runter zu brechen?

Wir haben den Luxus, dass das Thema Künstliche Intelligenz und Machine Learning viele Leute interessiert und wir klare Anwendungsfälle in der Biomedizin haben. Es ist in der Regel einfacher, wenn man gleich den Nutzen der Forschung zeigen kann.

Sollte sich die Wissenschaft generell noch stärker für die Allgemeinheit öffnen?

Transparenz ist ganz entscheidend. Die Pandemie hat gezeigt, welche große Rolle Wissenschaft spielt und wie wichtig es ist, darüber zu sprechen. Auch ist das Interesse an Forschung gewachsen. Wir müssen allerdings auch klar kommunizieren, wie wissenschaftliche Arbeit funktioniert. Das ist ein lebendiger Prozess. Wir machen natürlich auch mal Fehler. Daraus lernen wir für unsere weitere Arbeit.

Das Gespräch führten Melanie Bergs und Gesa Terstiege.