Vom Konzept der Systemtheorie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis hin zur heutigen Systembiologie wurde ein bedeutender Evolutionsprozess vollzogen. Insbesondere in der letzten Dekade hat sich der systembiologische Forschungsansatz rasant weiter entwickelt und liefert nun vielfache Anwendungsmöglichkeiten sowie Schnittmengen zu anderen Disziplinen. In iterativen Ansätzen eröffnen datengetriebene Computermodelle und modellgetriebene Konzepte vielfältige Möglichkeiten, das Zusammenspiel der Faktoren in lebenden Systemen quantitativ und in zeitlicher Auflösung darzustellen, um ihr Verhalten vorherzusagen.
Diese Forschungsansätze bilden die Grundlage der Systemmedizin, deren großes Potential insbesondere auch in einer umfänglichen Betrachtungsweise jedes individuellen Patienten liegt. Hierbei spielt neben dem Erkenntnisgewinn durch Integration des Zusammenspiels verschiedenster krankheitsrelevanter Faktoren die aktive Miteinbeziehung des Patienten eine entscheidende Rolle. In diesem Sinne ist der Charakter der modernen Systemmedizin personalisiert, präventiv, prädiktiv und partizipierend (4P Medizin).
Um die Implementierung des systembiologischen Ansatzes in die medizinische Forschung und Praxis zu katalysieren sowie das Potential der hieraus entstehenden Systemmedizin auf europäischer Ebene möglichst breit zur Verfügung zu stellen, wurde ein speziell hierfür vorgesehenes Konsortium gegründet, das unter dem Titel CASyM (Coordinating Action Systems Medicine) an der Entwicklung einer strategischen "Roadmap" zur Implementierung der Systemmedizin innerhalb Europas arbeitet.
23 Partner aus elf europäischen Ländern
Unterstützt und gefördert wird das Vorhaben seit November 2012 im siebten EU-Rahmenprogramm durch das "Directorate-General for Research and Innovation" der europäischen Kommission. Mit seinen 23 Partnern aus elf europäischen Ländern vereinigt CASyM eine einmalige Expertise aus Wissenschaftsorganisationen und Hochschulen, Industrie und Pharmafirmen sowie Förderorganisationen und Projektträgern. Die Partner stammen aus Frankreich, Deutschland, Island, Irland, Israel, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Slowenien, Schweden und dem Vereinten Königreich.
Während der vierjährigen Laufzeit wird CASyM die methodische und technologische Basis für eine europaweite Umsetzung der Systemmedizin evaluieren und ein strategisches Implementierungskonzept erarbeiten.
Durch ein solides Netzwerkkonzept unter Einbeziehung aller relevanten Akteure aus der medizinischen Forschung und Praxis, Systembiologie, Industrie sowie Regulatoren und Patientenorganisationen wird ein integratives Gesamtkonzept der europäischen Systemmedizin entwickelt.
Die in CASyM mit der Roadmap entwickelten Strategien und Konzepte tragen dazu bei, die internationale Wettbewerbsfähigkeit Europas zu sichern und eine Führungsrolle bei der Implementierung dieser zukunftsweisenden Forschungsdisziplin zu übernehmen.
